Leben im Städtchen, wohnen im Alter
Aus Anlass der anstehenden baulichen Erweiterungen im Altersheim Clara Dietiker veranstaltete die Ortsgruppe der Ökoliberalen eine Diskussion im Windlersaal. Die Vorlage kommt nächste Woche vor den Einwohnerrat. Walter Oderbolz, Hans Schlatter und Harry Müller waren eingeladen, ihre aus den Medien bekannten Projekte persönlich vorzustellen.
Generationenübergreifendes Zusammenleben
Auch wenn altersgerechte Wohnungen geplant seien, stünde bei seinem Projekt das generationenübergreifende Zusammenleben im Vordergrund, betonte Harry Müller. Weil die Zukunft einiger Liegenschaften zwischen Metzggass und Choligass ungewiss sei, ergebe sich die einmalige Chance, einen zusammenhängenden Häuserkomplex zu einem attraktiven Wohnquartier zu gestalten. Für einzelne Hausbesitzer seien die Kosten solcher Renovationen zu hoch und die Vorgaben von Denkmalschutz ein zu grosses Risiko. Die Folgen seien leerstehende Gebäude und ein langsam verödendes Städtchen. Mit einer Genossenschaft könnten gemeinsam Strukturen verwirklicht werden, wie unterirdische Parkplätze, ein sonniger Innenhof, ein Lift und verbundene Etagenzugänge, die auch als Balkone oder Terrassen nutzbar wären. Allerdings sei dieses Projekt nur mit dem Einsatz von potentiellen Genossenschaftern und mit der Unterstützung der Windlerstiftung zu finanziell tragbaren Bedingungen realisierbar.
Alterswohnungen mit Betreuung
Die Spurgruppe um Hans Schlatter und Walter Oderbolz plant dagegen einen Neubau mit Alterswohnungen im Gebiet Fridau und Obstmarkt. Auslöser für das das private Engagement ist der Entscheid des Stadtrats, auf den Bau von am Altersheim grenzenden Wohneinheiten zu verzichten. Walter Oderbolz zeigte sich enttäuscht über die langen Entscheidungswege der Politik und wies auf zahlreiche, bereits verwirklichte Projekte zwischen Hallau und Mammern hin. Die anwesende Sozialreferentin Heidi Schilling bekäftigte, dass der Stadtrat bereit sei, beide privaten Initiativen zu unterstützen. Der Stadtrat plane keine Alterswohnungen, sondern die Pflegedienste auszubauen, um pflegebedürftige Senioren solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu versorgen. Für Hans Schlatter ist eine unmittelbare Anbindung von Alterswohnungen an einem Altersheim keine unabdingbare Voraussetzung, würde aber willkommene Synergien schaffen. Die Spurgruppe arbeite auf ehrenamtliche Basis und hätte eine Machbarkeitsstudie erstellt. Jetzt müsste aber erst einmal das Ergebnis des Leitbildprozesses abgewartet werden, bevor ein optimaler Standort bestimmt werden könne.
Lebensqualität und verdichtetes Bauen
Die abwartende und zurückhaltende Haltung der Windlerstiftung wurde in der anschliessenden Diskussion mehrmals thematisiert. Stein am Rhein könnte nur ein lebenswerter Wohnort bleiben, wenn das Städtchen nicht vollkommen aussterbe. So würde auch eine Zersiedelung am noch unverbauten Stadtrand verhindert. Um aber dieses Ziel zu erreichen, müsste ein Konsens über verdichtetes Bauen im Zentrum gefunden werden.